Lutz, Otto

Herkunft

Deutschland, Baden-Württemberg, Oberschwaben, Ravensburg

Geburtsjahr

1936

Sterbejahr

2018

Schaffensperiode

1965 - 2014

Beruf

sonstiger Beruf, Dekorateur

Ausbildung

Bereits als kleiner 9 jähriger Junge half der gebürtige Ravensburger Otto Lutz seinem Onkel beim Schnitzen von Krippenfiguren. Auch sein Lehrer an der Schule erkannte früh das Talent im Zeichnen und Gestalten und förderte ihn. Er wollte ihn an die Kunstschule nach München schicken, doch Otto Lutz wollte Ravensburg nicht verlassen und steckte sein Talent lieber in die vielen Vereine. Stattdessen erlernte Lutz in Ravensburg im Kaufhaus Orion den Beruf des Dekorateurs. Bald war er für seine Plakate und großflächigen gestalteten Außenwerbungen bekannt. Später war er für die Kreissparkasse in Ravensburg als Schauwerbegestalter gestalterisch aktiv. Unter anderem organisierte er für die Kreissparkassen-Galerie über 800  Kunstausstellungen. Seine malerischen und schnitzerischen Fähigkeiten baute er autodidaktisch über die Jahre immer weiter aus.

Weitere Informationen

Als junger Mann hatte Otto Lutz zunächst keinen Bezug zur Fastnacht, doch nach einem Plakatierungauftrag am Fasnetsmontag in Bad Waldsee bot sich spontan die Gelegenheit, als Faselhansel an der Fasnet teilzunehmen. Davon war er so begeistert, dass er im nächsten Jahr als Schrättele in Waldsee mitgesprang und 1968 für seine Frau eine Schrättelemaske schnitzte.
1970 gründete Otto Lutz in Ravensburg die Narrenzunft Schwarze Veri und blieb bis 1995 ihr Zunftmeister. Vorbild und Hauptfigur war die Geschichte des Räuberhauptmanns Xaver Hohenleitner, genannt „Schwarzer Veri“. Die ersten Räubermasken hatte er zunächst in Ton modelliert und dann komplett von Hand heraus geschnitzt. Auch die weiteren Narrenfiguren der Zunft, die Hexenliesel und der Papierkrattler, wurden vom ihm entworfen, ebenso die Kostüme der Schalmeiengruppe.
In den ersten Jahren schnitzte Lutz noch alle Ravensburger Masken selbst, doch aus Zeitgründen übergab er die Fertigung der großen Stückzahlen seinem Freund, dem Maskenschnitzer Reinhold Schäle. Dennoch verbrachte er so viel Zeit wie möglich in seinem zur Schnitzwerkstatt eingerichteten Hobbykeller mit dem Schnitzen.
Über viele Jahre nahm der Ehrennarr des Alemannischen Narrenrings auch Funktionen in diesem Verband wahr, so u.a. als Brauchtumswart und Vizepräsident. Für zahlreiche Zünfte im Alemannischen Narrenring entwickelte er viele weitere Narrenfiguren, komplett von der Maske bis zum Häs und schnitzte die Prototypen. Die größeren Stückzahlen übergab er dann meistens an andere Schnitzer.
Aus seiner Hand stammen die Masken und Figuren u.a. von Ulm, Hagnau, Nonnenhorn, Hefigkofen, Kluftern und Vogt. Dabei orientierte er sich zwar an historischen Vorbildern, doch seine Handschrift blieb immer unverkennbar.
Für seine Masken verwendete Lutz anfangs Linde, in den späteren Jahren überwiegend Weymoutskiefer, wobei er verleimte Bohlen einsetzte. Um eine Maske zu schnitzen brauchte er, je nach Typ, zwischen 12 und 30 Stunden. Ab September war immer Schnitz-Saison. Selbst an Weihnachten verbrachte er jede freie Minute in seiner Werkstatt, um rechtzeitig zu Dreikönig die Aufträge fertig zu haben.
Einen ganz besonderen Schnitzauftrag erhielt er 1992, als er für den Tatort-Krimi, „Bienzle und das Narrenspiel“, eine Fastnachtsmaske für einen Mörder schnitzen sollte. Da man dafür keine bestehende Narrenfigur verwenden wollte, schuf er dafür eine neue unverbrauchte Maske. Seit 2007 ist dieser Entwurf als „Butzhansel“ eine weitere Maskengruppe in der Ravensburger Schwarzen Veri Zunft.
Neben Masken und geschnitzten Orden schuf Otto Lutz auch einen Narrenbrunnen. Nachdem er für die Narrenzunft Nonnenhorn bereits die Masken entworfen hatte, schuf er für sie aus einem Styroporblock geschnitzt einen Brunnenentwurf. Seit 2001 steht dieser Brunnen im Park vor der Schiffsanlegestelle in Nonnenhorn.

Film-Portrait über Otto Lutz von Margit Lutz-Gevater

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Schwedt, Herbert; Schwedt, Elke und Blümcke, Martin (1984): Masken und Maskenschnitzer der schwäbisch-alemannischen Fasnacht; S. 131f.

Bilder:
Familie Lutz, Ravensburg

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