Buchwieser, Simon

Herkunft

Deutschland, Bayern, Oberbayern, Werdenfelser Land, Grainau

Geburtsjahr

1953

Sterbejahr

___

Schaffensperiode

1989 -

Beruf

sonstiger Beruf, Elektriker

Ausbildung

Simon Buchwieser wurde 1953 in Garmisch geboren. Bereits mit 14 Jahren begann er zu schnitzen und schuf als erstes eine kleine Madonna. Bei einem alten Kirchenmaler erlernte er die klassische Technik der Fassmalerei und der Poliment-Vergoldung. Sein künstlerisches Talent wurde bald erkannt und er bekam sogar ein Stipendium für die Schnitzerschule in Garmisch-Partenkirchen angeboten. Allerdings bestand der Vater auf eine andere Berufsausbildung: „Bist verrückt? Da verdienst doch nix. Schaug, dass wos gscheits lernst“. So absolvierte er eine Ausbildung zum Starkstromelektroniker und war anschließend bis zu seinem Ruhestand 2017 49 Jahre bei den Gemeindewerken Garmisch-Partenkirchen als Anlagenbauer und später Abteilungsleiter beschäftigt.
Dem Schnitzen blieb Simon Buchwieser jedoch über die ganzen Jahre treu. So entstehen in seiner Schnitzerwerkstatt zahlreiche profane wie sakrale Skulpturen und Reliefs von der Miniaturpieta in einer Walnussschale bis zum lebensgroßen Adler sowie großformatige Motorsägearbeiten am Baumstamm. Seit 1989 schnitzt er zudem zahlreiche Holzlarven für die Werdenfelser Fosenacht.

Weitere Informationen

Bereits als Kind war Simon Buchwieser als einheimischer Garmischer in der Fosenacht als Maschkera auf „Gungeln“ unterwegs. Diese große Begeisterung für das Maschkera-Gehen führte ihn 1989 zum Larvenschnitzen. „Sich einmal im Jahr verkleiden zu dürfen und unerkannt aufzutreten, vermittelte mir immer ein Gefühl von lockerer ungehemmter Freiheit. Einmal zur Fosenacht mit bekannten Personen Themen und Anekdoten aus deren Leben nett darzulegen ohne erkannt zu werden, motivierte mich jedes Jahr wieder neu. Dabei zu schmunzeln, wie geraten und spekuliert wird, wer der betreffende hinter der Larve sein könnte, war und ist immer wieder ein Erfolgserlebnis.“
Auf die ersten Hexenmaske 1989 folgte 1990 ein Bärenkopf mit entsprechendem Fellkostüm. Jährlich entstehen seither themenbezogene Charakterlaven im Werdenfelser Stil. So ist er jede Fosenacht mit seiner eigenen Maschkera-Gruppe in Grainau unterwegs.
Seine ausdrucksstarken Larven zeichnen sich durch ihren Ideenreichtum und Kreativität aus. So entsteht eine Vielfalt an besonderen Charakteren und auch Portraitlarven. Wichtig ist ihm, dass die Larven jeweils eine Geschichte erzählen. Inspirationsquelle dafür ist sein intensives Studium von Gesichtern aber auch Karikaturen von Honore Daumier oder Wilhelm Busch dienen als Vorlage.
Bislang sind auf diese Weise über 150 Larven entstanden.
Die Larven entstehen meist nach einer angefertigten Entwurfszeichnung aus einem massiven Holzblock. Meistens verwendet er das Holz der Zirbelkiefer, aber auch Linde kommt zum Einsatz. Sehr wichtig ist ihm, dass die Larven nach alter Tradition in kompletter Handarbeit als Unikate entstehen und keine Frästechnik zur Anwendung kommt. Entsprechend legt er auch auf eine feine Ausarbeitung und einen guten Tragekomfort wert. Insbesondere die dünnwandige Aushöhlung soll für eine Resonanzwirkung der verstellten Stimme sorgen.
Auch bei der Fassung der Larven legt Simon Buchwieser auf die überlieferte Technik wert. Auf verschiedenen jeweils verschliffene Schichten Stein- und Champagnerkreide folgte eine Farbliche Fassung mir reinen Kaseinfarben. Dies ist durch die erforderliche vielen Arbeitsgänge sehr zeitaufwändig. Entsprechend rechnet er auch mit einem Zeitaufwand pro geschnitzter und gefasster Larve von 20-30 Stunden.

In einer interessanten Dokumentation des Bayrischen Rundfunks aus dem Jahr 2019 wird Simon Buchwieser als Schnitzer sowie mit seiner Maschkera-Gruppe in Aktion vorgestellt.

Noch aktiv

ja

Quellenangaben

Bild: Andreas Reutter, Weingarten

Aufzeichnungen von Simon Buchwieser, Grainau
Interview mit Simon Buchwieser, Grainau (2020)
Jung, Marina (2020): Portrait von Simon Buchwieser, in: Bayerns Bestes, Nr. 1, 2020

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