Hertling, Wilhelm

Herkunft

Schweiz, Luzern, Kanton, Kriens

Geburtsjahr

1908

Sterbejahr

1981

Schaffensperiode

1923 - 1969

Beruf

sonstiger Beruf, Metallbearbeiter, Schlosser

Ausbildung

Wilhelm Hertling wurde 1908 in Kriens geboren. Handwerklich und künstlerisch vielseitig begabt, erlernte er zunächst den Beruf des Schlossers. 28 Jahre war er in einer Metallbaufabrik für das Formen und Spezialschweissen von Metallschläuchen beschäftigt, mit einem von ihm patentierten Arbeitsverfahren. Um sich handwerklich und künstlerisch weiterzubilden besuchte Wilhelm Hertling Semester für Feinmetallgestaltung an der Kunstgewerbeschule Luzern. Als Kunstschlosser fertigte er u.a. Eisengitter und Eingangstore.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete er sich mit viel Leidenschaft dem Schnitzen von Holzmasken. Von 1923-1947 schnitzte er rund 100 Charaktermasken.
In den 1950er Jahren begann er hauptberuflich als erster in der Region mit dem Schnitzen und Gestalten von Weidenstrunken, die in der Schweiz und im Ausland sehr gefragt waren. Dann erkrankte Wilhelm Hertling an Muskelschwund an den Händen und musste im Laufe der Krankheit seine Tätigkeit als Schnitzer schweren Herzens aufgeben.

Weitere Informationen

Wilhelm Hertling begann unmittelbar nach der Schulzeit 1923 mit dem Schnitzen von Masken. Bei der Maskenausstellung der Gallizunft Kriens 1943 war er auch mit einigen seiner Masken vertreten. Bis 1947 entstanden rund 100 Charaktermasken, die überwiegend im Familienbesitz blieben und während der Fastnachtszeit für Wochen, Tage und Stunden ausgeliehen wurden. Bei Bestellungen vermaß er die Kopfmasse genau, um die Masken individuell passend und so dünn wie möglich auszuarbeiten. Ihm war sehr wichtig, dass die Masken leicht zu tragen waren. Seine Charaktermasken zeichnen sich durch eine große Eigenständigkeit und Individualität aus. Die Krienser Schreckmasken waren nicht sein Repertoire.
Alle Masken schnitzte er in kompletter Handarbeit aus Lindenholz. Die Schnitzeisen hatte er zum Teil selbst gefertigt.
Im Sommer 1947 ereignete sich für ihn und seine Familie eine Katastrophe, als alle zu vermietenden Masken (ca. 60 Stück), die für die nächste Fastnacht bereit waren, bei einem Dachstockbrand verbrannten. Seine Betroffenheit war so groß, dass er danach nur noch einige Dekorationsmasken schnitzte.
Seine Leidenschaft und Freude am Schnitzen kam wieder auf, als er begann als erster aus knorrigen Weidenstrünken Gesichter zu schnitzen – mit und ohne Haartracht (Ruten der Weide). Er fertigte und bearbeitete über 200 Exemplare im Hauptberuf, bis durch einen schleichenden Muskelschwund die Feinarbeit des Schnitzens nicht mehr möglich war.
Diese Skulpturen waren im In- und Ausland sehr gefragt. Internationale Geschäftsleute haben diese Figuren als Präsent für Ihre Familien und Geschäftspartner mitgenommen. Auch die Gastronomie zählte zu seiner Kundschaft. In Restaurants wurden die Skulpturen zu Dekoration aufgehängt.
An den jährlichen Luzerner Volkskunst-Ausstellungen in den 60iger Jahren, waren seine Exemplare zu sehen und mit Bild und Text in den lokalen Zeitschriften dargestellt und beschrieben.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Interview von Toni Meier mit seinen Nachkommen Hubert und Nicole Hertling, Kriens (2020)

Bilder: Hubert und Nicole Hertling, Kriens

 

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