Kammerer, Valentin

Herkunft

Deutschland, Baden-Württemberg, Neckar-Alb, Rottweil

Geburtsjahr

1825

Sterbejahr

1902

Schaffensperiode

1850 - 1900

Beruf

Holzbildhauer, gelernter Holzbildhauer, sonstiger Beruf, Schreiner

Ausbildung

Valentin Kammerer wurde 1825 in Rottweil als Sohn des Schreiners Lucas Anton Kammerer geboren. Bereits sein Großvater war als Schreiner in Rottweil in der Bruderschaftsgasse tätig. Er erlernte zunächst wie seine Vorfahren den Beruf des Schreiners und ging auf Wanderschaft. 1848 war er u.a. in Überlingen tätig.
Nach dem Tod des Vaters 1848 übernahm Valentin Kammerer um 1850 das Haus und die Schreinerwerkstatt, wie verschiedene Werbeanzeigen im Amts- und Intelligenzblatt belegen. Er bot neben Möbeln und Kinderspielwaren auch Kruzifixe und Heiligenbilder an und legte den Fokus seiner Tätigkeit neben den Kunstschreinerarbeiten verstärkt auf bildhauerische Arbeiten.
Entsprechend wird er beim Erwerb des aktiven Bürgerrechts der Stadt Rottweil 1850 anlässlich seiner anstehenden Heirat als Bildhauer aufgeführt. Zu seinen Arbeiten als Bildhauer zählen u.a. der Hochaltar in der Kirche von Neufra (1856), Arbeiten für die Lorenz-Kapelle, die Pfarrkirchen von Hausen und Horgen, zwei Seitenaltäre für die Pfarrkirche Dunningen (1887), aber auch auf überregionaler Ebene, wie ein Relief für das Kloster Bonlanden. Bei der Gewerbeausstellung 1876 in Villingen stellte er seine sakralen Kunstwerke vor. Kurzzeitig arbeitete er 1881 auch zusammen mit dem neu in Rottweil tätigen Bildhauer German Burry.
Sein Sohn Gebhard Kammerer erlernte bei seinem Vater den Beruf des Bildhauers, starb aber bereits 1874 im Alter von nur 20 Jahren. Somit wurde der Bildhauerbetrieb nach dem Tod Valentin Kammerers 1902 nicht fortgeführt.

Weitere Informationen

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Valentin Kammerer der prägende Larvenschnitzer in Rottweil. Auch Eugen Ritter führt ihn 1909 in seiner Veröffentlichung „Rottweils Fasnacht einst und jetzt“ als den maßgeblichen Larvenschnitzer auf.
In Anzeigen in der Schwarzwälder Bürgerzeitung bot er auch Maskenanzüge zum Verleih an. Am 24.02.1878 ist zu lesen: „Zwei neue schön gestickte Schantle hat auf kommende Fastnacht zu vermiethen. Kammerer Bildhauer“. Teilweise bot er zur Fastnacht auch von ihm geschnitzte Larven in der Zeitung zum Verkauf an, so am 11.02.1896: „Der Unterzeichner hat eine Auswahl in Holz geschnitzte Masken (Larven) zum billigen Preis abzugeben. Auch habe ich noch 2 gestickte Schantlekleider zu verpachten. Valentin Kammerer Bildhauer“. Aus einem Skizzenbüchlein von Valentin Kammerer lassen sich die Preise für seine Larven entnehmen, die zwischen 10 und 15 Mark lagen, was für die damalige Zeit ein beachtlicher Preis war. Neben Rottweiler Larven schnitzte er auch für andere Narrenorte, wie Schömberg und Oberndorf.
Typische Merkmale seiner Larven sind u.a. der seitlich verbreiterte Kopfansatz, stark betonte Augenbrauen, die bis zur Nasenwurzel hineingezogen sind sowie ein stark ausgeprägtes und nach vorne gezogenes Kinn.
Nachdem Kammerer für die sakralen Arbeiten in seiner Werkstatt auch die Fassungen und Vergoldungen durchführte, ist davon auszugehen, dass er auch die Larven überwiegend selbst gefasst hat. In der Anfangszeit könnte auch noch der Maler Reichstadt für ihn Larven gefasst haben. Sein Sohn Anton Paul Kammerer käme als gelernter Maler in späterer Zeit auch als Fassmaler für die Larven in Frage.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Hertkorn, Rolf (2001): Valentin Kammerer. Bildhauer 1825-1902, Kleine Schriften des Stadtarchivs Rottweil.
Lambrecht, Karl (1981): Rottweiler Larvenschnitzer des 19. Jahrhunderts, Rottweiler Heimatblätter, Nr. 2.

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