Larvenatelier Tschudin

Herkunft

Schweiz, Basel

Geburtsjahr

1923

Sterbejahr

1984

Schaffensperiode

1923 - 1984

Beruf

Larvenatelier

Ausbildung

Adolf Tschudin wurde 1896 geboren und gründete 1918 nach einer kaufmännischen Lehre in einer Spielwarenhandlung einen eigenen Betrieb für Spielwaren und Festartikel. Beim Theatermaler und Cacheur Paul Rudin lernte er das Kaschieren von Larven. 1923 verlagerte er seinen Betrieb von Binningen nach Basel und begann zusammen mit dem Kunstmaler Otto Abt (1903-1982) selbst mit der Herstellung von Künstlerlarven für die Basler Fasnacht. Neben Larven wurden insbesondere Fahnen hergestellt, die Herstellung von Spielwaren rückte immer mehr in den Hintergrund.
Nach dem Tod von Adolf Tschudin 1945 führten seine beiden Kinder Ruth Eidenbenz-Tschudin (1921-2017) und Samuel Tschudin (19251-1993) den Betrieb zusammen mit vielen bekannten Basler Künstlern fort. Die mit der Basler Fasnacht aufgewachsene und eng verbundene Ruth Eidenbenz-Tschudin gründete 1938 die erste Basler Frauenclique und sorgte im Larvenatelier dafür, dass auch weiterhin viele namhafte Künstler für die Larvenentwürfe gewonnen werden konnten. Ihr Bruder Samuel Tschudin wurde intensiv in die handwerklichen und künstlerischen Fertigkeiten des Kaschierens eingearbeitet und leitete ab 1949 die Larvenherstellung.
Da kein Nachfolger für den Betrieb aus der Familie zur Verfügung stand wurde das Atelier 1984 verkauft und die Larvenherstellung eingestellt. Die umfangreichen Larvensammlung mit vielen Originalentwürfen aus 60 Jahren Basler Künstlerlarven übergab Ruth Eidenbenz-Tschudin 1990 dem Ortsmuseum Binningen, wo sie zusammen mit der ausgestellten Larvenwerkstatt im „Larvenhimmel“ besichtigt werden können.

Weitere Informationen

Zusammen mit Paul Rudin gehörte Adolf Tschudin zu den Pionieren der Basler Künstlerlarven, als in den 1920er Jahren eine Abkehr von den zuvor überwiegend aus Deutschland importierten Standardmasken der verschiedenen großen Maskenfabriken erfolgte. Bereits Ende der 1920er Jahren hatten sich dann die in Basel selbst entworfenen Künstlerlarven durchgesetzt. Über 60 Jahre hinweg hat sein Atelier die Basler Larvenkunst entscheidend geprägt. Dabei setzte Tschudin auf die enge Zusammenarbeit mit vielen Basler Künstlern, die für sein Atelier Entwürfe fertigten und Larven malten. Zu den ersten beteiligten Künstlern zählten neben Otto Abt besonders Adolf Weisskopf, Carl Gutknecht, Irène Zurkinden und Lotti Kraus. Insgesamt waren rund 80 Künstler beteiligt und über 1000 Larvenmodelle standen im Atelier zur Verfügung. In den Wintermonaten waren jeweils ca. 40 Personen im Atelier beschäftigt.
Zunächst hatte Tschudin eine eigene Technik für die Larvenherstellung entwickelt. Eine Teigmasse aus Holzspänen, Ton, Kreide und Leim wurde in eine Negativform eingebracht und dann getrocknet. Dieses Verfahren bewährte sich aufgrund der leichten Zerbrechlichkeit der Larven jedoch nicht und so stieg er 1927 auf das Kaschieren mit Larvenpapier und Leim als Technik um, was bis heute von vielen Larvenateliers angewendet wird.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Hildenbrand, Willi (1939): Basler Künstlerlarven, in: Basler Fasnachts-Comite, D’Basler Fasnacht, S. 118.
Kouril, Jana (2012): Wie die Fasnacht zur Künstlerlarve kam, in: Tageswoche, Ausgabe vom 27.02.2012.
Samimi-Eidenbenz, Maja (2011): Künstler-Larven Larven-Künstler. Die Sammlung Ruth Eidenbenz-Tschudin im Ortsmuseum Binningen.

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