Muttelsee, Franz

Herkunft

Deutschland, Baden-Württemberg, Neckar-Alb, Rottweil

Geburtsjahr

1883

Sterbejahr

1963

Schaffensperiode

1910 - 1960

Beruf

Holzbildhauer, gelernter Holzbildhauer, Holzbildhauermeister

Ausbildung

Franz Muttelsee wurde 1883 als Sohn eines Sekretärs in Horb a. N. geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Holzbildhauer und Altarbauer beim bekannten Horber Bildhauer Peter Paul Hausch (1840-1899). Als Peter Paul Hausch 1899 an den Folgen eines Sturzes im Alter von 59 Jahren verstarb, übernahm der damals erst 25-jährige Sohn Pius Hausch (1874-1948) das Atelier im Stubenschen Schlösschen in Horb. Muttelsee lernte somit bei der landesweit für ihre kirchliche Kunst bekannten Horber Bildhauerschule, die insgesamt ca. 55 Künstler umfasste. Begründet wurde diese durch den Bildhauer Johann Nepomuk Meintel (1816-1872), dessen Lehrling und Nachfolger wiederum Peter Paul Hausch war. Die sogenannte Horber Bildhauerschule war über drei Generationen hinweg eines der wichtigsten deutschen Produktionszentren sakraler Kunst im 19. Jahrhundert.

Nach seinen Gesellen- und Wanderjahren kam Muttelsee 1910 nach Rottweil, wo er bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs bei Bildhauer German Burry als Geselle arbeitete. In dieser Zeit kam er neben der Arbeit an sakraler Kunst auch zum Maskenschnitzen. Noch während des Krieges heiratet er 1916 die aus Rottweil stammende Frida Pauline Wespel und nach Kriegsende und Entlassung aus dem Militär kehrte er nach Rottweil zurück. 1919 eröffnete er in Rottweil in der Bruderschaftsgasse 4 seine eigene Bildhauerwerkstatt. In dieser schuf er überwiegend religiöse Arbeiten, wie Altäre, Krippen- und Heiligenfiguren, Kreuze, darunter auch große Feldkreuze sowie Grabdenkmäler. Aber auch profane Arbeiten, wie Möbelschnitzereien, geschnitzte Stühle oder Treppenpfosten entstanden in seiner Werkstatt. Am bekanntesten war er jedoch für seine Larven, mit denen er die Rottweiler Fasnet zu seiner Zeit prägte.

Nach kurzer schwerer Krankheit starb Franz Muttelsee am 21.08.1963. Wie groß die Anerkennung in der Stadt war zeigt der Nachruf im Schwarzwälder Volksfreund: „Obwohl unsere Stadt nur seine Wahlheimat war, in der er aber 53 Jahre seines Lebens verbrachte, ist mit ihm auch ein Stück Alt-Rottweil dahingegangen.„

Weitere Informationen

Durch seine Tätigkeit in der Bildhauerwerkstatt von German Burry kam Franz Muttelsee ab 1910 zum Schnitzen von Fastnachtslarven. Bis zum Tod von Burry 1933 schnitzten beide Bildhauer zugleich für die Rottweiler Fasnet, später war Muttelsee zeitweise der alleinig dominierende Larvenschnitzer. Allein bis 1953 hatte er schon ca. 550 Larven geschnitzt und so das Gesicht der Rottweiler Fasnet in dieser Zeit stark geprägt.

Dabei entwickelte er einen eigenen Stil, nahm sich auf Wunsch von Eugen Ritter aber auch die erhaltenen alten Larven als Vorbild. Während seine Glattlarven für Gschell und Fransenkleidle teilweise als zu „blockig“ empfunden wurden, wurde er für seine Schantle- und Federahanneslarven sehr gelobt. Auch die meisten neueren Benner Rössle, die in den 1920er und 1930er Jahren entstanden sind, tragen Larven von Muttelsee. Dabei orientierte er sich stark an den überlieferten Vorlagen vom Alten Schimmel aus dem Herrenkramerschen Fundus, ebenso bei seinen Nachbildungen der Gullerlarve, die sich heute in den Museen befinden.

Neben Rottweiler Larven schnitzte er auch für benachbarte Orte, wie für Schömberg oder die Schellnarren von Schörzingen. Zudem schuf er einzelne Hansel-Larven für die Narrenzunft Schwenningen. Durch persönliche Kontakte von Karl Teufel, des damaligen Zunftmeisters in Bad Saulgau, entwarf Muttelsee 1950 die erste Saulgauer Pelzteufelmaske und auch eine Maske für das Blumennärrle wurden von ihm geschnitzt. Diese ist im Ausdruck stark von den Rottweiler Glattlarven geprägt. Bis 1955 schuf Muttelsee mindestens 6 Pelzteufelmasken, die jeweils einen unterschiedlichen Gesichtsausdruck aufweisen.

Franz Muttelsee schnitzte die Larven von Hand aus einem Lindenholzblock. Die Fassung führten verschiedene örtliche Fassmaler durch, wie Johannes Abele oder Johannes Huber. Laut einem Bericht in der NS-Vokszeitung vom 21.02.1938 über den „letzten Rottweiler Larvenschnitzer, Meister Muttelsee“ lag damals der Preis für eine Larve bei ungefähr 30 Mark.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

o.A. (1963): In memoriam Franz Muttelsee, in:  Schwarzwälder Volksfreund vom 24.08.1963

Scherer, Erika (1953): Beim Maskenschnitzer von Rottweil, in: Württemberger Land, Nr. 1/1953; S. 25f.

Fotograf: Ludwig Windstosser

zurück zur Übersicht