Piller Cottrer, Diego „S’FILOS“

Herkunft

Italien, Friaul-Julisch Venetien, Sappada/Plodn

Geburtsjahr

1967

Sterbejahr

___

Schaffensperiode

1982 -

Beruf

sonstiger Beruf, Architekt

Ausbildung

Diego Piller Cottrer stammt aus einer alteingessenen Familie „S’FILOS“ in der historischen deutschen Sprachinsel Sappada/Plodn und ist dort aufgewachsen. Sappada ist die höchstgelegene Gemeinde der oberitalienischen Region Friaul-Julisch Venetien in den Karnischen Alpen und wurde bereits im Mittelalter von Deutschsprachigen vermutlich aus dem Osttirol oder Kärnten besiedelt.
Nach der Schule besuchte Diego bis 1986 das Istituto Tecnico Industriale Malignani in Tolmezzo (UD). Seither ist er als Bauexperte und Designer beruflich selbstständig.
Bereits von klein auf ist er mit der „Plodar Vosenocht“ eng verbunden. Schon seit Vater Mario Piller Cottrer hat Larven („Lorvn”) für die örtliche „Plodar Vosenocht“ geschnitzt, die er und seine Familie für die traditionellen Hausbesuche nutzen. Bei diesen Arbeiten unterstützte Diego schon früh seinem Vater. Ab Ende der 1980er Jahre beginn er mit dem Bemalung von Larven und kurz danach auch mit dem Schnitzen. Dabei versucht er den typischen Charakter der Larven zu erhalten. Zwischen 1998-2020 organisierte er deshalb zusammen mit Pierfrancesco Solero einen Schnitzwettbewerb „Schnitzar Bette”, um die Jugendlichen aus Sappada zum Schnitzen zu animieren. Dabei sind rund 300 neue Larven entstanden. Auch sein Sohn Stefano ist nun schon in dritter Generation als Larvenschnitzer aktiv.
Seit 2020 sind beide auch Mitglied beim Verein „Mascherai Alpini” und präsentieren das Larvenschnitzen und die Maskenkultur von Sappada-Plodn bei den jährlichen Schnitzersymposien.

Weitere Informationen

Seit ca. 1982 schnitzt Diego Piller Cottrer Larven für die „Plodar Vosenocht“. Mit diesen Larven ist er auch selber an der Fastnacht aktiv. Typisch für Sappada ist eine große Larvenvielfalt, die neben der bekannten Hauptfigur des Rollat auch Figuren, wie die Paurn (Bauern), die Pettlar (Arme) und die Hearn (Herren) umfasst. Traditionell sind die drei Sonntage vor Aschermittwoch jeweils unterschiedlichen Maskengruppen gewidmet, auf den Pèttlar Sunntach (Armensonntag) folgen der Paurn Sunntach (Bauernsonntag) und am Fastnachtssonntag schließlich der Hearn Sunntach (Herrensonntag). Der Rollat als Hauptfigur mit seiner strengen Holzlarve mit Schnurrbart und dicken, dunklen Augenbrauen ist hingegen an allen Fastnachtstagen unterwegs. Namensgeber sind die von ihm getragenen großen schweren Rollen, die jeden Rollat schon von weitem lautstark ankündigen. Eine große Bedeutung in der „Plodar Vosenocht“ haben die Hausbesuche.
Bei Diego Piller Cottrer sind alle Larven komplett von Hand aus dem Block Holz geschnitzt. Dabei kommt überwiegend Erlenholz, Zirbenholz, aber auch Weymouthskiefer zum Einsatz. Da die Larven, um unerkannt zu bleiben, sehr lange am Stück getragen werden, müssen sie für den Träger gut passend geschnitzt werden. Auch die Fassung der Larven wird von ihm selber ausgeführt mit Acrylfarben und einem Wachs-Finish.
Pro Jahr schnitzt er zwischen 5 bis 10 Larven, fast ausschließlich nur für die „Plodar Vosenocht“. Er achtet sehr darauf, dass es lauter individuelle Einzelstücke sind und keine Larve wie die andere ist.

Interview mit dem Vater und Larvenschnitzer Mario Piller Cottrer
Vorstellung der Plodar Vosenocht
Dokumentation über die Plodar Vosenocht im Bayrischen Rundfunk

Noch aktiv

ja

Quellenangaben

Bilder: Andreas Reutter
Interview mit Diego Piller Cottrer

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