Plozzer, Ermanno

Herkunft

Italien, Friaul-Julisch Venetien, Sauris/Zahre

Geburtsjahr

1966

Sterbejahr

___

Schaffensperiode

1990 -

Beruf

sonstiger Beruf, Schreiner

Ausbildung

Ermanno Plozzer wurde 1966 in der historischen deutschen Sprachinsel Sauris (Zahre) geboren und ist dort aufgewachsen. Die Gemeinde Sauris liegt auf 1200-1400 m Höhe in den Karnischen Alpen der oberitalienischen Region Friaul-Julisch Venetien und zählt mit den Ortsteilen Sauris di Sotto und Sauris di Sopra etwa 400 Einwohner. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde der Ort wie auch die benachbarte Sprachinsel Sappada/Plodn aus dem Hochpustertal oder dem angrenzenden Kärntner Lesachtal besiedelt.
Nach seiner Ausbildung zum Schreiner gründete Ermanno Plozzer im Jahr 1992 gemeinsam mit seinen Brüdern Danilo und Dario die Holzwerkstatt Legnostile in Sauris. Der Betrieb verbindet traditionelle Handwerkstechniken mit modernem Design und fertigt aus heimischem Massivholz individuelle Möbelstücke, Treppen, Kassettendecken, Wandverkleidungen im alpinen Stil, Trophäen, Skulpturen sowie die für die Region typischen Holzmasken des Zahrar Voschankh, der traditionellen Fastnacht von Sauris. Zum Maskenschnitzen fand Plozzer Anfang der 1990er-Jahre durch den Bildhauer Feliciano Costa. Seither führt er als einziger in Sauris die alte lokale Maskentradition fort.
Plozzer zählt zu den Mitbegründern des Vereins Consorzio Mascherai Alpini, in dem sich Holzschnitzer aus verschiedenen Alpenregionen zusammengeschlossen haben, um die Tradition des Maskenschnitzens zu erhalten und weiterzuentwickeln. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Schnitzersymposien präsentiert er seine Arbeit und führt sein Handwerk öffentlich vor. Darüber hinaus nimmt er an internationalen Bildhauersymposien in Europa und den USA teil, bei denen er sowohl Holz- als auch Eisskulpturen gestaltet. Seine Werke werden regelmäßig in regionalen Ausstellungen gezeigt. Zudem vermittelt er sein Wissen in Workshops und Kursen, in denen er Kindern und Erwachsenen die Kunst des Maskenschnitzens näherbringt.

www.legnostileplozzer.com

Weitere Informationen

Seit den 1990er Jahren hat Ermanno Plozzer über 1000 Larven für den „Zahrar Voschankh“ geschaffen und damit einen ganz wesentlichen Beitrag zum Erhalt der örtlichen Fastnachtstradition und damit auch der kulturellen Identität seiner Heimat geleistet.
Der Zahrar Voschankh findet jährlich am Samstag vor Aschermittwoch statt und gehört zu den ältesten und charakteristischsten Bräuchen der Gemeinde Sauris. Ermanno Plozzer nimmt an diesem Brauch auch selbst aktiv teil. Dabei sind neben den „Rölar“ mit ihren rußgeschwärzten Gesichtern, „sheana schembln“ (schönen Masken) und „shentena schembln“ (hässlichen Masken) unterwegs, sowie die Einzelfigur des Kheirar (Kehrer). Der Kheirar ist die Hauptfigur des „Zahrar Voschankh“, der die Bräuche anführt. Mit seinem charakteristischen Besen aus Birkenzweigen kehrt er symbolisch die Stuben und Plätze der Dorfbewohner, um sie von winterlichem Trübsinn und Übel zu befreien und Platz für neue Lebenskraft und Fröhlichkeit zu schaffen.
Bei der Gestaltung seiner Masken orientiert sich Ermanno Plozzer an historischen Vorbildern aus dem 19. Jahrhundert, die im Museo Carnico delle Arti Popolari „Michele Gortani“ in Tolmezzo aufbewahrt werden. Zugleich lässt er sich auch von Gesichtern und Charakteren der Dorfbewohner inspirieren. Jede Maske entsteht in Handarbeit, überwiegend aus heimischem Zirbenholz, gelegentlich auch aus Linde oder Weymouthskiefer. Neben dem Schnitzen übernimmt Plozzer auch die Bemalung selbst.

Video über Ermanno Plozzer

Noch aktiv

ja

Quellenangaben

Bilder: Andreas Reutter

 

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