Schranz, Josef „Joschi“

Herkunft

Deutschland, Bayern, Oberbayern, Murnau

Geburtsjahr

1899

Sterbejahr

1986

Schaffensperiode

1950 - 1980

Beruf

sonstiger Beruf, Bäcker, Gastwirt

Ausbildung

Der 1899 in Bernstein im österreichischen Burgenland geborene Josef (Joschi) Schranz stammte aus einer armen Familie mit 14 Kindern. Während seine Eltern 1907 für sieben Jahre als Gastarbeiter in die USA auswanderten, wurden die Kinder als Hütebuben bei Verwandten und Bekannten untergebracht. Josef Schranz erlernte nach der Volksschule den Beruf des Bäckers und eröffnete 1921 seine eigene Bäckerei und wurde Innungsmeister. 1930 verließ er seine Heimat und zog nach München, wo er als Kohleträger, auf dem Bau und wieder als Bäckermeister tätig war. Es folgten Jahre als Hoteldirektor des Hotel Wettersteins in Mittenwald und im Seehotel Leoni am Starnberger See. Ab 1937 führte er die Bahnhofswirtschaft in Mittenwald. Sein Schnitzertalent entdeckte er in amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach 1945 im Lager Moosburg in Murnau. Für sich und seine Mitgefangenen schnitzte er aus Abfallholz mit einer alten Rasierklinge Holzlöffel. Nach Entlassung aus dem Lager zogen sie nach Murnau, wo er im November 1949 die Bahnhofsgaststätte mit dem dazugehörenden Kiosk übernahm. Die Gasträume wurden im Laufe der Jahre von ihm mit selbst geschnitzten Masken, Spruchtafeln und Wappen dekoriert. Diese schnitzte er direkt in seinem Kiosk, wo er sich in einer Ecke eine Werkbank eingerichtet hatte. Durch Presseberichte wurde er als „Schnitzenden Bahnhofswirt“ bekannt, dem die Reisenden beim Schnitzen zuschauen konnten. Dies lockte sogar Reisegruppen an.

Weitere Informationen

Neben figürlichen Darstellungen, u. a. die sieben Schwaben für die Gaststube in Murnau, aber auch Reliefschildern, lag seine eigentliche Passion im Schnitzen von Portraitmasken nach Vorlage von Zeitungen und Zeitschriften. Personen des öffentlichen Lebens, wie Politiker, Schauspieler, Wissenschaftler bildeten das Motiv für seine über 200 Masken, die er mit einfachsten Werkzeugen aus Lindenholz geschnitzt hat. Spektakulär sicherlich seine Maske des J.F. Kennedy, welche er nach Fertigstellung dem amerikanischen Präsidenten zusandte.
Sein größtes Vergnügen lag im Vorführen der Masken in Altersheimen und Krankenhäusern, welchen er in einfachen Verkleidungen zusätzlich Leben einhauchte.
2021 gedachte das Staffelsee-Museum in Murnau dem Lebenswerk von Joschi Schranz mit einer umfangreichen Sonderausstellung. Eine weitere Ausstellung findet 2025 unter dem Titel „KENNEDY TRIFFT AUF DÜRER“ im Narrenmuseum Niggelturm in Gengenbach statt.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Bilder: Familie Schranz
Radke, Doro und Radke, Heinz (1974): Joschi Schranz, ein Herold für das Burgenland

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