oder: d’stäge ufe – d’stäge abe – auf den Spuren der „Helvetia auf Reisen“   

Die Basler Fasnacht ist seit 2017 Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Sie ist aber vor allen Dingen auch das wohl prägendste Kulturgut Basels. Die Freude an einer Mischung aus Kostüm- und Larventradition, aus politischem Witz und einer eigenständigen musikalischen Kultur vereint alle BaslerInnen und die Freunde der Basler Fasnacht. Der Besuch und das bessere Kennenlernen der Basler Fasnachtskultur war daher ein lang gehegter Wunsch vieler Larvenfreunde. Das dies so realisiert werden konnte, verdanken wir einer ganzen Reihe von Personen, denen wir herzlich danken wollen. (siehe auch einzelne Stationen). Ein besonderer Dank geht an unseren ersten Vorsitzenden Clemens Fuchs und den Vorstandsmitgliedern, insbesondere Jürgen Stoll, Stephan Strauss und Martin Wernet. Da der Weg von Idee über Planung zur Umsetzung dieses Mal wohl besonders herausfordernd war, konnte das Projekt nur durch engagierten organisatorischen Einsatz gemeistert werden. Besonderer Dank gilt hier auch unserem Larvenfreund Beat Wittwer, der sich als früherer Einwohner von Basel, Tambour, Sammler und breit aufgestellter Fasnachtsexperte bereit erklärt hatte uns durch die Stadt und die Basler Fasnachtsgeschichte zu führen. Dank auch an die Fa. Luschin/Reisen, deren Fahrer uns sicher durch alle Baustellen und Engpässe von Bad Dürrheim über Freiburg nach Basel und wieder retour chauffierte. 

Samstag  

Um 9:30 Uhr begann die Reise mit der Abfahrt vom Betriebsgelände der Fa. Luschin in Bad Dürrheim. Zwischenstopp und Zustieg dann in Freiburg um 10:45 Uhr am Konzerthaus mit Weiterfahrt nach Basel. Während der Fahrt wurden wir, als erstem Höhepunkt, von Christiane Stoll mit selbst gefertigten „Springerle“ mit Motiven der Basler Fasnacht überrascht und so genüsslich an das Thema der kommenden 2 Tage hingeführt. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle.

Angekommen am Hotel Hyperion, waren wir sofort umfangen vom Rummel der Basler Herbstmesse. Die Standorte: Messe und Rosentalanlage liegen in unmittelbarer Nachbarschaft des Hotels und geizten nicht mit Sensationen aller 5 Sinne. Nach Zwischenlagerung des Gepäcks und einer großzügigen und liebevollen Ausstattung mit Stadtplan, Baselcard für problemlose Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und einem Briefmarkensatz mit Motiven der Basler Fasnacht (Danke hier besonders an unsern Larvenfreund Beat), begeben wir uns direkt vor dem Hotel in die Abteilung „heiß und fettig“ der Basler Herbstmesse.

                 Das Herbstliche Basler Münster mit Riesenrad (Aufnahme: K. Bültermann)                                

Mit ihrer Etablierung im Jahr 1471 ist die Basler Herbstmesse der älteste Jahrmarkt der Schweiz und auch der größte Jahrmarkt zwischen Stuttgart und Milano, Die Basler Herbstmesse beginnt seit 1926 immer am Samstag vor dem 30. Oktober und dauert 16 Tage. Auf vielen Plätzen und der Hallenmesse herrscht dann ein buntes Treiben. Nur während der großen Seuchenzüge Pest (1721/ 1722); Cholera (1831); Spanische Grippe (1918) und zuletzt 2020 der Corona Pandemie musste pausiert werden.

Nachdem wir alles, was das Herz begehrt und wovon die Ärzte abraten, probiert hatten, waren wir bereit für das sportliche kulturelle Programm des ersten Tages.                                       

13:30 Uhr Fasnächtlicher Stadtrundgang mit unserem Larvenfreund Beat Wittwer

Beat Wittwer neben der Helvetia auf Reisen (Aufnahme: D. Bültermann)

Nach einer kurzen Fahrt mit der Tram erreichen wir den Kleinbasler Brückenkopf der mittleren Rheinbrücke. Unser Larvenfreund und Baselexperte Beat Wittwer gab uns, neben der von Bettina Eichin 1980 erschaffenen Bronzefigur „Helvetia auf Reisen“ (wir kommen noch auf sie zurück), einen kleinen Einblick in die Geschichte und die Besonderheiten der Basler Fasnachtskultur. Nachfolgend eine kurze, teils recherchierte und ergänzte Zusammenfassung.                                

Die Informationsschrift des Museums der Kulturen beschreibt die Basler Fasnacht als “ein gigantisches Fest der Töne und Träume, der Farben und Fantasien, aber auch der ernsthaften Kritik und Persiflage.“ Die Wurzeln liegen wohl schon weit vor dem Mittelalter. Nach der Reformation wurde versucht das fasnächtliche Treiben einzuschränken und 1546 gar ganz zu verbieten. Mehr und mehr entwickelte sich dann die Fasnacht zum Widerstand gegen die repressive Obrigkeit. In der heutigen Form besteht die Basler Fasnacht seit Anfang bis Mitte des 20 Jahrhunderts und ist, wie bereits erwähnt, seit 2017 Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. (Info DW Basler Fasnacht 2017  https://www.youtube.com/watch?v=2V8x5ilPklE)

Beat weihte uns, so kurz und übersichtlich es bei diesem kulturell, soziopolitisch komplexen Phänomen möglich ist, in die, von Humor, lokalem Stolz und Tradition geprägte Rivalität zwischen Klein- und Großbasel ein. Sie trennt und verbindet zugleich das, über lange Zeit, ärmere und handwerklich geprägte Kleinbasel von Großbasel mit seiner prosperierenden wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Prägung. Diese liebevoll gepflegte Rivalität spiegelt sich auch besonders in der Fasnacht und dem Vogel – Gryff Fest, einem Brauch, der streng in den Händen der Kleinbasler ist, wider. Die von den drei Kleinbasler Ehrengesellschaften gestellten Figuren „Vogel Gryff“, „Leu“ und „wilder Mann“ sollen Kraft, Mut und Unabhängigkeit symbolisieren und bespielen ganz Basel an einem, immer variierenden, Tag im Januar. Ganzjährig streckt dafür der im 19 Jahrhundert entstandene “Lällekönig“ auf der Großbasler Seite neckend und überheblich seine Zunge in Richtung Kleinbasel.  

Das Haus zur Sunnenluft in dem Sebastian Brant wohnte

Den Münsterberg hinauf ging es dann, vorbei an der alten Universität zum Haus zur Sunnenluft in der Augustinergasse 1. Dies war das Wohnhaus des großen Humanisten und Professors der Rechtswissenschaften, Sebastian Brant, der von ca. 1475 -1500 in Basel lehrte und lebte. In diesem Haus ist wohl um 1494 auch sein heute bis heute bekanntestes Werk „das Narrenschiff“ entstanden. Es stellt eine satirische moralische Beschreibung der Torheiten seiner Zeit dar. Bei dieser Gelegenheit

Ein Hinweis vorab: Unter dem Arbeitstitel „ad narragoniam-die Narrenschiffflotte des Sebastian Brant“ wird, vermutlich von April bis Oktober 2026, die Narrenzunft Gengenbach im „Niggelturm“ in kuratorischer Zusammenarbeit mit Jürgen Stoll erstmals eine repräsentative Zusammenstellung von Narrenschiffdarstellungen präsentieren. Wir dürfen gespannt sein und freuen uns sehr darauf.    

Das Narrenschiff im Basler Fasnachtsgewand (Aufnahme: J. Stoll)

Auf dem „Gipfel“ des Münsterberges angekommen, bleibt uns nur Zeit für einen kurzen Blick über das herbstlich trübe Basel. Vor uns liegt das Basler Münster und das Zentrum der Herbstmesse auf dem Münsterplatz mit dem 55m hohen Riesenrad „Bellevue“, dem Wahrzeichen der Basler Herbstmesse.  

Fasnachtsbrunnen von Jean Tinguely

Auf unserem Weg zur Verpflegungs- und Raststation, dem Keller des „Dupf-Club 1932“, passieren wir den Theaterplatz mit dem Fasnachtsbrunnen von Jean Tinguely. Er wurde zwischen 1975 und 1977 an der Stelle des abgebrochenen alten Theaters errichtet. Auf der über 300m² großen Wasserfläche kann man die nach Funktion und Aussehen benannten „Waggler, Wäädel, Schuufler“ und den „Theaterkopf“ sowie 6 weitere Figuren bei der kunstvoll, skurilen Verteilung des Brunnenwassers beobachten.    

Weiter geht es zum Pfeffergäßli 8, wo wir unserem ersten Kellerabstieg entgegenfiebern und uns auf eine Erfrischungspause freuen.   

Abstieg in den Keller des „Dupf-Club Basel 1932“ im Pfeffergäßli 8 

Der Dupf-Club Basel 1932 ist eine reine Männerclique. Die Mitglieder der „Jungi Garde“ (bis 18Lj.), der „Alti Garde“ (ab 40. Lj.) und des „Stamm“ (alle dazwischen) stellen ihre Larven selbst her. Neben der Musik mit Teilnahme am vorfasnächtlichen Drummeli, steht dort vor allem auch die Geselligkeit im Mittelpunkt. Wir durften uns bei der herzlichen Bewirtung in ihrem gemütlichen Keller selbst davon überzeugen. (Für mehr Info: https://dupf-club.ch/de/)

Beat Wittwer und die Larvenfreunde lauschen den Erläuterungen des Dupf-Club Kellermeisters (Aufnahme D. Bültermann)

Bei der Verkostung einer Basler Spezialität der „Basler Läckerli“ erfrischten wir nicht nur Leib und Seele sondern schärften auch unsere Sinne. Die Degustation von zwei bekannten Variationen dieser Spezialität konnte bei Vielen die Vorfreude auf den Einkauf am Sonntag deutlich steigern. Die Bewertung hinsichtlich Geschmack und Bissfestigkeit fiel, je nach Vorliebe und Zahnstatus, individuell unterschiedlich aus.  Hier eine kurze Beschreibung dieser in Basel identitätsstiftenden Leckerei:  

  1. Jakob’s Basler Leckerly (1753) ist die älteste Schweizer Biscuit Manufaktur und die älteste heute noch operativ aktive Firma von Basel. Sie legt den Fokus auf Ursprünglichkeit und Tradition. Mit handgemachter Produktion in kleinen Mengen aus Bioprodukten stellen sie ein schmackhaftes Traditionsprodukt her. Die Leckerly gibt es in 4 Variationen: Classic, Honig, Mandel und Schoggi Variante. Wir durften die Classic Variante probieren.
  2. Läckerly Huus (1904) ist wohl der bekannteste Hersteller und setzt ebenfalls auf traditionelle Rezepturen und produziert handwerklich mit moderner Technik. Es wird eine große Palette unterschiedlichster Läckerlivariationen in großem Maßstab, teilweise in eigenen Läden angeboten und auch exportiert.

Neben diesen Traditionsfirmen produzieren auch Migros und Coop maschinell in großer Menge für die breite Masse Läckerli als Alltagsware. Danke an die Gruppe um den Kellermeister Patrick Frei für die angenehme Pause und die herzliche gastfreundliche Bewirtung in ihrem gemütlichen und originell eingerichteten Cliquenkeller. Gestärkt und hochgespannt brachen wir dann zur unweit gelegenenLarvenstube von Doris Aebi und Claudia Haerri auf.

Besuch der Larvenstube im Imberggäßlein 5

Die Larvenstube befindet sich dort im 2 Obergeschoss und ist über eine durchaus sportlich steile Holztreppe zu erreichen. Dort werden wir herzlich von Claudia und Dani, wie sie sich auf Ihrer Internetseite unkompliziert nennen, herzlich empfangen und in das Geheimnis der Larvenherstellung und die Geschichte der Larvenstube eingeweiht. Seit über 60 Jahren werden in der Larvenstube, in der Regel von Mitte Oktober bis zur Fasnacht am Freitag und Samstag und nach Vereinbarung Larven nach alten und neuen Vorlagen von Hand kaschiert und bemalt. Als Geburtsstunde der aus Papier Machee kaschierten Basler Künstlerlarven wird das Jahr 1921 genannt. Larven des Bühnenbildners Paul Rudin lösten, mit der Firma Metraux damals die häufig verwendeten Masken aus Thüringen ab. Wir erinnern uns an dieser Stelle an unsere Kulturfahrt nach Thüringen.  

Claudia und Dani erklären die Herstellung einer Basler Fasnachtslarve (Aufnahme W. Wittwer)

Herstellung einer Basler Larve:

Nach einer Skizze wird zuerst eine dreidimensionale Plastik geformt. Nach der Trocknung und dem Auftragen einer Vaselineschicht wird dann eine Negativform aus Gips geschaffen, welche dann mit einem Speziallack überzogen wird. Das in kurze Stücke gerissene und mit Leim bestrichene Larvenpapier wird daraufhin dreilagig in die Negativform eingearbeitet. Nach Antrocknen wird sie aus der Form gelöst und nach kompletter Trocknung innen mit Schellack und außen weiß grundiert. Nachdem Schneiden der Ränder erfolgt die künstlerische Bemalung mit Acryl- oder Ölfarbe. Die Larve wird dann an ein entsprechend für die TrägerInnen angepasstes „Güpfi“, eine für den Kopf passende Halbschale angenietet und nach Ausschneiden von Augen, Nasenlöchern und Mund weiter mit Perücke; Hut etc. ausgeschmückt. In der Larvenstube werden auch fasnächtliche Geschenkartikel, Mal- und Kaschierkurse, Kindergeburtstage und Apéros angeboten. Nach einem Rundgang und der Beantwortung aller Fragen einschließlich der offenen Weitergabe von Tipps und Tricks der Larvenherstellung, machten wir uns für den Treppenabstieg bereit. Claudia und Dani ganz herzlichen Dank für die großartige Einführung in die vielfältige Welt der Basler Larven und die Einzelheiten ihrer Herstellung. Geduldig und kenntnisreich haben sie uns vieles vorgeführt und alle Fragen beantwortet.  (Infos: https://larvestube.ch/)

Zum Bezug der Zimmer und einem kurzen „Frischestopp“ ging es dann zurück nach Kleinbasel in’s Hotel Hyperion.

Nach diesem, gefühlt, sehr kurzen Aufenthalt im „Basislager“ blieben wir in Kleinbasel und fuhren mit der Tram zum Claraplatz, an dem uns Stefan Ospel, der Obmann der Rätz-Clique 1923 und sein Team empfangen und freundlich aufgenommen hat.

19:30 Uhr Besuch der Rätz-Clique 1923 zum Abendessen und Führung durch die „Rätzstadt“

Einige Infos vom „Chef“ vor dem Abendessen im Raum Schöneck der Rätzstadt (Aufnahme: D. Bültermann)

Der Eingang zum Abstieg in die „Rätzstadt“ hatte einen besonderen Charme, der irgendwo zwischen Agentenmission und verheißungsvoller Nachtunterhaltung lag. Die Rätzstadt wurde 2007 in den Räumen eines ehemaligen, unterirdisch gelegenen, Zivilschutz Hospitals durch aufwändige Umbauten, im Wesentlichen in Eigenleistung der Clique errichtet. Sie bietet Platz für ca.200 Personen und kann auch teilweise gemietet werden. Der Clique dient sie an Fasnacht und unterm Jahr mit Stadtbaiz, Bierkeller, Stadtkuchi, einer Bar, den Ateliers, der Werkstatt, den Proberäumen, dem Sitzungszimmer, dem Depot und Archiv als heimatlicher Stütz- und Treffpunkt. Am „Vogel Gryff“ und dem Kleinbasler Kellerabstieg ist sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich.                                      

Wir durften im Raum Schöneck Platz nehmen, der gemütlich eingerichtet ist und mit der Original Stammtisch Eckbank-Kombination des ehemaligen Restaurant Schöneck an das frühere Stammlokal der Clique erinnert. Verschiedenste Schaukästen und die Holzeinrichtung schaffen ein echtes „Baizen Ambiente“ in dem Basler Spezialitäten wie Läberli und Röschti angeboten werden. Der Kellerabstieg mit Abendessen und den anschließenden ausführlichen Führungen durch alle Funktionen und Räume des fasnächtlichen Imperiums zählte sicher zu den Höhepunkten dieser Kulturfahrt.  Vielen Dank noch einmal an Stefan Ospel und sein Team. (Infos: http://www.raetz.ch/)

Gestärkt aber dann doch rechtschaffen müde vom ereignisreichen Tag ging es dann für manche auch erst etwas später zurück zum Hotel durch die Stadt, die sich nach Ausklingen der Herbstmess‘ auf das Nachtleben eines herbstlichen Samstagabends vorbereitete. In unserem modern bis futuristisch anmutenden Hotel konnten wir wahlweise zur Ruhe kommen oder noch einen oder zwei „Absacker“ an der Bar im Erdgeschoss zu uns nehmen. 

 Sonntag    

Nach einem reichhaltigen Frühstück im sehr großen, modernen, rundum verglasten Frühstücksraum machten wir uns, von etwas besserem Wetter und einem interessanten Programm gelockt, wieder auf, zu tatsächlich neuen Ufern.

10:00 Uhr Auf dem Weg zum Rhein – das Geschäft der Schlebach AG Trommelbau

Die Larvenfreunde lauschen aufmerksam den Ausführungen unseres Larvenfreundes mit Basel- und Tambouren Expertise Beat Wittwer (Aufnahme D. Bültermann)

Die Basler Trommelkultur ist weltbekannt und hat eine lange Tradition. Die älteste erhaltene Basler Trommel aus dem Jahr 1571, stammt vermutlich aus militärischem Kontext und befindet sich im Basler Musikmuseum. Die ersten mit den Fasnachtscliquen verbunden Trommelschulen entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die von den Trommlern unisono gespielten und hochkomplexen Figuren, mit ihren eigenen „Schlepp“ Betonungen sind weltweit einzigartig und erfordern ein hohes Mass an Können und gemeinsamer Übung. (Hörbeispiel: https://www.youtube.com/watch?v=LVn5jU6AyOs)

Unser Larvenfreund Beat Wittwer, selbst Tambour, führte uns deshalb nicht zufällig zum heutigen Mekka der Basler Tambouren. In der Riehentorstrasse 15 liegt in Kleinbasel das Geschäft der Schlebach AG Trommelbau. 1977 gegründet, ist es, neben der Büchler Trommelbau GmbH das älteste Trommelbaugeschäft von Basel und eine Fundgrube für Basler Trommeln und alles was damit zusammenhängt. Es war Sonntag, das Geschäft war geschlossen und so konnte die Gruppe ungeteilt in Richtung Rheinufer weiterziehen. (Info: https://schlebach.ch/de/)

 Mit der Münster-Fähre «Leu» von Kleinbasel über eine Baustelle zum Münsterberg.

Auch bei der Fahrt über den „Bach“ machen die LarvenfreundInnen „bella figura“! (Aufnahme: D. Bültermann)

Bei der Überfahrt zeigte sich ein wenig die Sonne und so glitten wir, maritim inspiriert und besonnt über den “Bach“, wie die Basler liebevoll den Rhein in Basel nennen. Auf der Großbasler Seite erwartete uns eine Behelfsanlegestelle, da bis 2025 die Mauer und Böschung im Bereich der „Pfalz“ und des „Fähribödelis“ unterhalb des Basler Münsters stabilisiert und erneuert werden müssen. Der selektive Aufstieg zum Münsterberg darf ohne Einschränkung als „fußläufige Königsetappe“ der Kulturfahrt bezeichnet werden. Alle LarvenfreundInnen erreichten, teils mit verkürztem Atem, aber doch wohlauf, im Zeitlimit das Ziel und wurden mit einem herrlichen Blick auf das herbstliche Kleinbasel belohnt.

Am Münster und der erwachenden Messe vorbei, gelangten wir dann zu unserem nächsten Ziel: dem Museum der Kulturen. Unser Ziel war dort die Dauerausstellung über die Basler Fasnacht.

Besuch der Dauerausstellung „Basler Fasnacht“ im Museum der Kulturen

Die Dauerausstellung des Museums bietet dort, in Kooperation mit dem Verein „Basler Fasnachts-Welt, in historischen Räumen, einen vielfältigen und bunten Querschnitt durch das Kulturereignis der Basler Fasnacht.  

Die multimediale Fasnachtsbaiz mit Kuttelesupp und Remmi-Demmi Geräuschkulisse (Aufnahme: D. Bültermann)

Von Neugier geleitet, durften wir uns Zimmer für Zimmer in immer neue künstlerisch gestaltete  Szenen der Basler Fasnacht begeben.  Im lebendigen Zusammenhang präsentiert, staunten wir bei der Betrachtung von Kostümen, Laternen, Larven und Musikinstrumenten und genossen, multimedial beeindruckt, den Zauber, der Jahr für Jahr von der Basler Fasnacht ausgeht. Die liebevoll nachgebildete „Fasnachtsbaiz“ ließ fast vergessen, dass es November war und wir uns in einem Museum befanden. Diese faszinierende Ausstellung ist besonders für Menschen geeignet ist die bisher nur wenig Kontakt mit der Basler Fasnacht hatten, aber Fortgeschrittene und „alte Hasen aller Geschlechter“ dort vollumfänglich auf ihre Kosten. (Info: https://www.mkb.ch/de/ausstellungen/2014/basler-fasnacht.html)

Pause mit Messerundgang ad libitum

Ein Rundgang oder einePause, in der wahlweise, entspannt, gestöbert, geschlendert oder gegessen und getrunken oder alles auf einmal gemacht werden konnte.  Mehr oder weniger entspannt, teils beladen mit großen Tüten voller Basler Leckereien, trafen wir uns dann bei inzwischen strahlendem Herbstwetter an einem Brunnen inmitten von Messebuden mit Basler Spezialitäten aller Art zur Fortführung unseres kulturellen Programms. 

14.00 Uhr Ausstellungsbesuch „Basler Künstlerlarven 1925-1984“ im Ortsmuseum Binningen

Gespannt lauschen wir den Ausführungen von Urs Mäglin über die Geschichte der Firma Tschudin AG (Aufnahme: D. Bültermann)

Mit der Tram ging es dann zum letzten Höhepunkt dieser Kulturfahrt- der fasnächtlichen Sammlung im 1987 eröffneten Ortsmuseum Binningen. Im ehemaligen Primarschulhaus untergebracht, empfängt uns das Museum mit einer freundlich – nostalgischen Schulhausatmosphäre. Der Präsidentin Regula Kaiser und unserem kompetenten Führer Urs Mäglin ein herzliches Dankeschön für die Ermöglichung dieses Besuches.    

Die fasnächtliche Sammlung liegt in den oberen Stockwerken. Vorbei an einer Binninger Zahnarztpraxis aus den 30iger Jahren, einer Druckerei aus den 1920iger Jahren und der Inneneinrichtung eines uralten Dorfladens sowie Teilen der Iris-Stecknadelfabrik von 1936-1991 gelangten wir gespannt und freundlich begleitet in die, von Ruth Eidenbenz-Tschudin gestiftete, Sammlung von Künstlerlarven aus den Jahren 1925 bis 1984 der bekannten Manufaktur Tschudin AG.  Neben den Werken von rund 50 der bekanntesten Basler Künstlerinnen und Künstlern, die in der Firma Tschudin AG Larven kreierten, wird dort auch eine Larven-Werkstatt gezeigt, in der die Larvenherstellung vom Entwurf bis zur fertigen Larve mit Perücke anschaulich dargestellt ist. Somit konnten wir unsere am Vortag in der Larvenstube erworbenen Kenntnisse überprüfen und vertiefen. Auch Entwürfe, Zeichnungen Kostüme und Requisiten waren dort zu sehen. Von einigen Künstlern fanden sich interessante Kurzporträts. Der riesige “Larvenhimmel” im Dachgeschoss zeigte das große Spektrum an Larvenmodellen und rundete das Bild ab. Nach der kompetenten und detailreichen Führung von Urs Mäglin durch dieses eindrucksvolle fasnächtliche Kaleidoskop traten wir, umfassend informiert, und etwas erschöpft von Informationen, Laufwegen und Treppenstiegen mit der Tram den Rückweg zum Hotel Hyperion an. (Info: https://ortsmuseum-binningen.ch/ausstellungen/basler-kuenstlerlarven/)

17.00 Uhr Abfahrt Basel   

Zufrieden, glücklich und ein wenig erschöpft stiegen wieder in unseren Bus. Neben einem Feuerwerk aus Informationen und Eindrücken, haben wir auch, teils selektive, Auf- und Abstiege, eine Flußtraversierung sowie einige Langdistanzen bei den fußläufigen Etappen gemeistert. Durch wohl gesetzte Regenerations- und Einkaufspausen blieben wir aber alle im Flow und haben letztlich gemeinsam erfolgreich den Zieleinlauf erreicht.

Auch die „Helvetia auf Reisen“ brauchte nach ihrer Basel-Erkundung etwas Entspannung (Aufnahme: D. Bültermann)

Die sitzende “Helvetia auf Reisen“, die den Schild und Speer abgelegt hat und den Rhein abwärts blickend etwas rastet, ist uns jetzt sehr nah. Wir bedanken uns alle herzlich bei den OrganisatorInnen, GastgeberInnen und kenntnisreichen Führenden, allen voran bei Beat Wittwer der uns engagiert und kenntnisreich geführt und begleitet hat.                                                                                                                                 

Basel! – wir brauchen jetzt eine kleine Verschnaufpause – aber wir kommen wieder – versprochen!. 

Reisereportage von: Dr. Dirk Bültermann, 31.07.2025