Thüringische Maskenfabrik Heintz & Kühn

Herkunft

Deutschland, Thüringen, Manebach

Geburtsjahr

1859

Sterbejahr

1960

Schaffensperiode

1859 - 1960

Beruf

Maskenfabrik

Ausbildung

Der Maskenarbeiter Karl Kühn gründete 1859 zusammen mit dem Porzellanmaler Alexander Heintz die Maskenfabrik Heintz&Kühn in Manebach im Thüringer Wald. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts waren die ersten Vorlagen von Papiermacheemasken über Fuhr- und Kaufleute von Sonneberg nach Manebach gekommen. Nachdem einige Manebacher zunächst für einige Jahre als Zulieferer für Sonneberger Maskenhersteller tätig waren, entstand 1832 mit Eilers&Mey die erste Maskenfabrik vor Ort. Durch die vielen im Thüringer Wald sesshaften Papiermühlen stand der Rohstoff Papier genügend zur Verfügung, zudem waren mangels anderer Beschäftigungsalternativen günstige Arbeitskräfte reichlich vorhanden.
Das Wachstum wurde getrieben durch die dynamische Entwicklung des Straßenkarnevals im Rheinland und in Südwestdeutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Daraus resultierte die stark steigende Nachfrage nach Utensilien für Verkleidung und Masken. 1883 wurde die Maskenfabrik von Hugo Kühn und Emil Herrmann übernommen.
Durch den immer bedeutender werdenden Export stiegen die Umsätze und um die Jahrhundertwende arbeiteten rund 200 Mitarbeiter für die beiden Manebacher Maskenfabriken. Allein bei Heintz & Kühn stieg die Zahl der Beschäftigten zwischen 1881 und 1909 von 30 auf 143. Die Fabrikgebäude wurden deutlich erweitert. Zeitweise wurde sogar eine Fusion mit der Maskenfabrik Eilers&Mey erwogen, die aber nicht zustande kam.
Durch den ersten Weltkrieg kam es zu einem ersten starken Einbruch und der Umstellung der Produktion u.a. auf Papiersäcke. Die Exportmärkte waren durch den Krieg zusammengebrochen und in Deutschland fand bis 1925 kein Straßenkarneval mehr statt. Es folgte eine neue Blütephase bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dir Wiederaufnahme der Produktion nach dem Krieg gesstaltetet sich als schwierig, dennoch war die Maskenfabrik mit rund 100 Beschäftigten in den 1950er Jahren weiterhin der größte Arbeitgeber vor Ort.
Wegen Materialmangel und Absatzschwierigkeiten stellte die „Thüringische Maskenfabrik Heintz & Kühn 1960 die Produktion ein. Die Firma wurde liquidiert, die Gebäude verkauft und viele der Maskenformen gingen verloren. Einen Teil der Formen übernahm die Maskenfabrik Eilers&Mey in ihr Sortiment.

Weitere Informationen

Zum Sortiment der Maskenfabrik gehörten neben Masken und großen Aufsetzköpfen auch Papierlaternen, Papiermützen, Musikinstrumente aus Pappe (Bigotphones) und viele andere Fest- und Scherzartikel. Um die Fabrik ganzjährig auszulasten wurde im Laufe der Zeit das Sortiment um Sommerartikel, wie Papierlaternen, Girlanden, Fahnen, Papierhüte und Theaterrequisiten erweitert. Die zahlreichen noch erhaltenen und in verschiedenen Sprachen erschienenen Verkaufskataloge der Maskenfabrik zeigen die große Vielfalt des Sortiments. Auf teilweise über 200 Seiten werden alle Arten von Masken, Perücken, Aufsetzköpfen und auch komplette Kostüme angeboten.

Die hergestellten Masken und Karnevalsartikel wurden in die Fastnachtshochburgen Deutschlands und weltweit exportiert. Der Ort Manebach wurde deshalb auch als „Werkstatt des Prinzen Karneval“ bezeichnet. Niederlassungen für den Export gab es z. Bsp. 1910 in Amsterdam, London, Brüssel, Paris, Oslo und Hamburg. Lieferungen führten von Nord- und Südamerika bis nach Indien und Ceylon.

Wesentliche Grundlage für die Produktion war der Einsatz von Heimarbeitern. In der Blütezeit der Maskenfabrikation in den 1920er Jahren beschäftigten die beiden Maskenfabriken in Manebach ca. 300 Arbeiter und 400 Heimarbeiter und waren damit die größten Arbeitgeber in der Region.
Die Heimarbeiter erhielten die Rohstoffe und benötigten Werkzeuge und Formen von der Firma und lieferten die fertigen Masken dort wieder ab. Die Arbeitsbedingungen waren sehr schwierig. Ganze Familien, einschließlich der Kinder, stellten als Maskendrücker zu niedrigsten Stücklöhnen die Masken her. Auf engstem Raum wurde gearbeitet, getrocknet und geschlafen.
Die Heimarbeiter erhielten üblicherweise ein Gross an Formen, auf die sie das Papier oder die zugeschnittene Gaze mit Kleister/Leim auftrugen. Nach dem Trocknen wurden die Öffnungen für Augen, Mund und Nasenlöcher herausgeschnitten und die Masken bemalt. Bis 1914 blieb die Maskenherstellung reine Handarbeit, erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer schrittweisen Mechanisierung.

Die Maskenmodelle wurden teilweise in Zusammenarbeit mit Künstlern von eigenen Modelleuren in Ton gestaltet. Anschließend wurden daraus Gipsformen für die Produktion hergestellt. Einer der Modelleure der Maskenfabrik Heintz&Kühn war der Ilmenauer Künstler Georg Renger. So entstanden qualitativ hochwertige Entwürfe von Masken, darunter Portraits von Schauspielern und Politikern. Von ihm stammten 1929 auch die Vorlagen für die Mickymaus-Masken, für die Heintz&Kühn von Walt-Disney die Lizenzrechte zur Produktion erworben hatte und die sie überwiegend in die USA exportierten. 1933 verlor die Firma diese Lizenz aufgrund der Machtübernahme von Hitler. Nach 1933 musste auch die Charlie Chaplin Maske wegen der zu großen Ähnlichkeit zu Hitler aus dem Sortiment entfernt werden und auch der Aufsetzkopf von Haile Selassie durfte nicht weiter hergestellt werden, da er als Beleidigung eines befreundeten Staatsoberhaupts angesehen wurde.

Mehr zur Geschichte der Maskenfabriken in Manebach gibt es zu erfahren in der Manebacher Heimatstube.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Elich, Eric (2019): Hoe Onkel Freundlich in ‚t Krabbegat werd omarmd Papieren koppen, Gapers en gazen maskers, De Waterschans 1 – 2019, S. 52 ff.

Weber-Kellermann, Ingeborg (1964): Die Maskenmacher aus dem Thüringer Wald, in: Hessische Blätter für Volkskunde, Band 55/1964.

Heimatstube Manebach, Monika Meyer

Bilder: Heimatstube Manebach, Monika Meyer; Andreas Reutter

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