An unserer Kulturfahrt 2016 nahmen 25 Larvenfreunde und Gäste teil. Unser beauftragtes Busunternehmen Fa. Rast aus Hartheim sammelte die Teilnehmer bereits in Freiburg, Rottweil und Rottenburg ein, bevor die letzten Teilnehmer dann in Sindelfingen zustiegen.Unser neuer 1. Vorsitzender Clemens Fuchs begrüßte alle Teilnehmer sehr herzlich und erläuterte die einzelnen Stationen unserer Fahrt. Der Zeitplan war sehr eng gesteckt um alle gebotenen Besuche durchführen zu können. Kurz nach 13 Uhr erreichten wir Luisenthal, wo im Gasthaus zur Libelle das Mittagessen auf uns wartete. Danach ging es direkt nach Ohrdruf zu Fima Dietrich Hanf Papier,- und Maskenmacherwerkstatt wo uns gegen 14.30 Uhr das Ehepaar Hanf sehr herzlich begrüßte, unsere erste Station.

Sehr eindrucksvoll wurden wir zunächst in die Geschichte der Firma Hanf eingeführt, deren Gründung auf das Jahr 1921 zurückgeht. Carl Hanf der Firmengründer war zuvor seit 1918 Teilhaber in der Maskenfabrik Frank & Co. welche in den 1950 er Jahren ihre Produktion eingestellt hat. Bei Hanf werden heute noch, wenn auch sicherlich in bescheidenerem Umfang, Papiermasken, Papplarven und Großmasken sogenannte Aufsetzköpfe hergestellt. Die Teilnehmer staunten nicht schlecht über die zahlreich vorhanden Gips-u. Tonmodelle die zum Teil heute noch in der Produktion verwendet werden. So konnten wir sogar die großen Modelle betrachten, die für die Herstellung der Mainzer Schwellköpfe verwendet wurden. Diese meist mehrteiligen Vorlagen sind so schwer, dass sie nur mit einem Gabelstapler bewegt werden können. Erfahren haben wir auch, dass die Pappköpfe oder Molliköpfe wie man sie im alemannischen Sprachraum bezeichnet, in zwei Teilen gefertigt und anschließend zusammengesetzt werden. Nun konnten die Teilnehmer selber Hand anlegen und wurden so in die Herstellung von Gesichtsmasken eingeführt. Deren Gipsmodelle werden mit Bohnerwachs eingefettet, damit anschließend die geformte Pappmaske sich wieder von der Form trennen lässt.Nicht schlecht gestaunt haben die Teilnehmer als uns das Ehepaar Hanf in die historische Ausstellung geführt haben. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Es fand nun ein interessanter Austausch statt über die frühere Bemalung der Pappköpfe und die Vielfalt an Typen und Gestalten sowie einigen Maskenformen die durchaus auch für manche Holzmaske als Vorlage gedient haben mag. Dass hierbei einzelne Mitglieder kräftig eingekauft haben lag nahe. Nach zwei Stunden Besichtigung und unglaublichen Eindrücken brachen wir auf nach Manebach das ungefähr 30 km entfernt liegt um die dortige Heimatstube zu besichtigen. Dort wurden wir bereits von Frau Meyer und Frau Lugert freundlich erwartet die uns ebenfalls durch die Welt der Pappmasken und Aufsetzköpfen entführt haben. In Manebach waren die beiden Firmen Eilers & Mey (1832 – 1971)sowie Heintz & Kühn (1859 -1960) ansässig die vorwiegend Heimarbeiter zur Maskenherstellung beschäftigt hatten. Speziell für unseren Besuch wurden die alten Firmenkataloge ausgelegt die bis 1888 zurückgehen. Sogar der Bürgermeister Herr Stefan Schmidt und sein Vorgänger Herr Kühn hat uns als Delegation zudem begrüßt und uns im Anschluss an unseren Besuch beim zeitgleich stattfindenden Brunnenfest (Maskenbrunnen) noch zu einer echten Thüringer Bratwurst eingeladen. Eine sehr nette Geste für die wir uns auch an dieser Stelle sehr herzlich bedanken. Unser Besuch in Manebach und unsere Gespräche mit den Bürgermeistern über die Bedeutung der Papplarven aus unserer Sicht hat offenbar einiges ausgelöst. So wird aktuell über die Erweiterung der Ausstellung nachgedacht. Zudem hat uns Frau Meyer berichtet, dass Mittel bewilligt wurden um aus einem alten Firmenbestand 14 Pappköpfe ankaufen zu können. Das haben wir inzwischen erfreut zur Kenntnis genommen. Im Anschluss fuhren wir dann nach Sonneberg weiter in unseren Gasthof wo uns nach dem Abendessen mit Thüringer Spezialitäten ein interessanter Vortrag von unserem Mitglied Jürgen Stoll erwartete, der die Geschichte der Thüringer Papplarven eindrucksvoll zusammengestellt, und mit vielen Bildern untermalt hat. Auch hier herzlichen Dank an Jürgen Stoll.

Am nächsten Morgen wurden wir bereits um 9.00 Uhr von Frau Forkel der Chefin von Marolin in Steinach, Manufaktur für Krippenfiguren, erwartet. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen für uns am Sonntagmorgen extra zu öffnen und persönlich durch die herrliche Manufaktur zu führen. Hier erhielten wir einen wunderbaren Einblick in die Herstellung der Krippenfiguren, welche dort als Massefiguren seit 1900 gefertigt werden. Nach reichlichem Einkauf im Laden ging die Fahrt weiter nach Lauscha. Dort hatten wir Gelegenheit bei der Glasbläserfamilie Greiner & Mai Christbaumkugeln und traditionellen Christbaumschmuck einzukaufen, der dort seit ca. 150 Jahren in handwerklicher Arbeit hergestellt wird. Nun ging es zurück nach Sonneberg zum Besuch des deutschen Spielzeugmuseums. Das eindrucksvollste Exponat dort ist eine originalgetreue Nachbildung der Thüringer Kirmes,welche zur Weltausstellung 1910 in Brüssel gefertigt wurde und dort einen Grand Prix erhalten hat. Weil wir spontan beschlossen hatten das Mittagessen ausfallen zu lassen war noch Zeit übrig zum Besuch der Galanterie Sonneberg, ein Antiquitätengeschäft das seinesgleichen sucht. Hier gab es nichts was es nicht gibt, und wiederum schien hier die Zeit stehen geblieben zu sein.

Gegen 15 Uhr traten wir dann etwas ermüdet die Heimreise an, mit vollen Einkaufstaschen und reich an Eindrücken die im Bus erst einmal ausgetauscht werden mussten. So bleibt als Fazit eine sehr spannende, gelungene Kulturfahrt die unserem Vereinszweck Förderung der europäischen Maskenkultur einmal mehr gerecht wurde.

Clemens Fuchs