Auf vielfachen Wunsch führte uns die diesjährige Kulturfahrt nach 9 Jahren wieder einmal nach Tirol. Aufgrund der pandemischen Pause, war eine unkomplizierte gemeinsame Busfahrt erst jetzt wieder möglich und so war die Vorfreude auf die gemeinsame Ausfahrt groß. Der nachfolgende Bericht soll vor allem all denen, die nicht mit dabei sein konnten, einen kleinen Eindruck vermitteln. Wir haben Euch vermisst und hoffentlich klappt es dann das nächste Mal.
Ziele waren dieses Mal die Museen und Archive von Absam, Telfs und Imst. Wir hatten uns ein straffes Programm zusammengestellt. Durch die inzwischen auf vielen Ebenen entstandenen und gepflegten persönlichen Kontakte wurde es ein beiderseitig freundschaftliches und freudiges Wiedersehen mit teilweise bekannten, aber auch vielen neuen Eindrücken.
Doch der Reihe nach: In der allseits bekannten „Herrgottsfrühe“ startete an 21.10. um 6 Uhr in Bad Dürrheim der Bus der Fa. Luschin. Fahrzeug und Fahrer Mohamed erwiesen sich schnell als Glücksgriff und so erreichte, der mit 50 Personen vollbesetze Bus, nach 3 Zustiegsstops- und einer Pausenstation pünktlich gegen Mittag unser erstes Ziel Absam. In den Bewirtungslauben des Gasthofs Ebner konnten wir uns mit leckerem Schnitzel oder mit Kässpätzle stärken und brachen anschließend zum Matschgerer Museum auf. Aufgrund der Gruppengröße wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils die Basilika St. Michael und das Museum besichtigen konnten. Unter der fachkundigen Führung von Herrn Prantner erfuhren wir einiges über die Besonderheiten der Absamer Fasnacht an der, anders als in Imst und Telfs, jedes Jahr die Matschgerer als Tuxer, Zottler, Tschaggeler, Hexen und Bären, um nur einige Figuren zu nennen, unterwegs sind und auch an Umzügen außerhalb der eigenen Stadtgrenzen teilnehmen. Das Museum vermittelte, in Schränken und Figurengruppen liebevoll arrangiert, einen guten Eindruck über das Brauchgeschehen und den Maskenreichtums von Absam. In allen Ecken und Winkeln ließ sich etwas entdecken. Auch die Basilika St. Michael und das Haus der Familie Puecher, in dem im Jahr 1797 von der 18 jährigen Tochter Rosina ein Bild der heiligen Jungfrau Maria erblickt wurde, war in jeder Hinsicht beeindruckend.
Danach ging es weiter mit dem Bus nach Imst. Das schöne, uralte, komplett sanierte und modern ausgebaute Haus der Fasnacht zog uns gleich wieder in seinen Bann. Bei der Führung von Manfred Waltner und seinen Kollegen, durften wir nicht nur den Museumsbereich, sondern auch das sonst für den Publikumsverkehr geschlossene Archiv mit seinem großen Reichtum an Larven, Kostümen, Schellen und Figuren besichtigen. Danke an dieser Stelle nochmals für das entgegengebrachte Vertrauen und die herzliche Aufnahme.
Nach Zimmerbezug und Abendessen im gastlichen Hotel Eggerbräu folgte der sehr interessante Vortrag von Manfred Waltner über „das magische Dreieck“, welches geografisch durch den Berg Tschirgant und die Fasnachtszentren Imst, Nassereith und Telfs gebildet werden kann. Obwohl einige diesen Vortrag schon vom letztjährigen zweiten europäischen Maskensymposium in Elzach kannten, konnte man doch auch beim zweiten Mal Neues entdecken und bereits Gehörtes vertiefen. Als Zugabe präsentierte anschließend noch unser Vorstandsmitglied Jürgen Stoll einen bemerkenswerter Vortrag über das Phänomen der Riesen im internationalen Fasnachtsbrauchtum. Da es für die allermeisten dann schon ein sehr langer und ereignisreicher Tag war, fand sich anschließend nur noch eine kleine Gruppe zur Nachbetrachtung mit Getränkebegleitung zusammen.
Am Sonntagmorgen wurden wir von der strahlenden Sonne über den schneebedeckten tiroler Bergen geweckt. Nach einem ausgiebigen Frühstück verließen wir Imst und fuhren weiter, an der Südflanke des Tschirgant entlang, nach Telfs. Dort wartete bereits im „Noaflhaus“, dem Fasnachts- und Heimatmuseum von Telfs, unser Larvenfreund Martin Trigler, um uns in einem schönen modern ausgebauten Raum im Dachgeschoss in die Besonderheiten der „Telfser Fosenacht“ einzuweihen. Nur alle 5 Jahre treten dort unter anderen „Wilde“, Schleicher, der Laternenträger und die derben Laninger auf. 2025 ist es wieder soweit und die Vorfreude ist bereits jetzt spürbar. Beim Besuch der neu gestalteten Museen fiel, neben einem reichen Schatz an Exponaten, besonders das ausgeklügelte didaktische Konzept auf, mit dem die Besucher immer wieder zum Entdecken und Mitmachen aufgefordert werden. Der anschließende Besuch des Archivs rundete mit einen schönen Überblick über Larven, Kostüme, Wagen und Plakate der Telfser Fasnachtsgruppen das Programm der diesjährigen Kulturfahrt ab.
Bei strahlendem und wärmendem Sonnenschein fuhren wir dann voller neuer Eindrücke zum malerisch gelegenen Wirtshaus Locherboden mit einem herrlichen Blick auf das Inntal und die frisch verschneiten Berggipfel der Region. Mit Schnitzel, Cordon bleu und einigen landestypischen Spezialitäten wurden wir für die bevorstehende Rückfahrt gestärkt. Zuvor gab uns aber die etwas großzügigere Pause noch einmal Zeit die atemberaubende Landschaft Tirols zu genießen und uns über das Gesehene und Erlebte auszutauschen oder einfach nur fachzusimpeln.
Glücklich und in bester Stimmung machten sich dann Mohamed und die 50 Larvenfreund*Innen auf den Heimweg. Bei einem letzten Pausenhalt wurden noch Projekte besprochen und es konnten sozusagen „last minute“ noch schöne Fasnets Postkarten von Ralf Siegele erworben werden. Nachdem sich unser virtuoser Buskapitän Mohamed für sein verdient großzügiges Trinkgeld bedankt hatte, endete dann für die meisten Fasnetspilger am P&R Parkplatz in Geisingen diese Kulturfahrt. An den Lagerfeuern und in den Stuben aller Beteiligten wird sicher noch lange darüber geschwärmt und berichtet werden. Herzlichen Dank an alle die mitgewirkt und dieses schöne Wochenende möglich gemacht haben. Schon jetzt freuen sich alle auf ein Wiedersehen und sind gespannt auf neue gemeinsame Entdeckungen und Erlebnisse. S’goht degege! oder wie der tiroler Gourmet sagt: Nach dem Schnitzel ist vor dem Schnitzel.
Dr. Dirk Bültermann